Vaalimaa (Finnland) – Jekaterinburg (Russland)

Erster Eindruck – Wildzelten in Russland – St. Petersburg – Zugfahrt Nr.1 – Moskau – Zugfahrt Nr. 2

Erster Eindruck
Stimmengewirr. Schwere, feuchte, aromengesättigte Luft. Stetes Schaukeln und gedämpftes Klappern.
Wir befinden uns in «der Transsibirischen Eisenbahn», genauergesagt Zug 100ЭЕ, Wagen 6 – offener Schlafwagen der 3. Klasse – auf dem Weg von Moskau nach Jekaterinburg. Nach 14 Stunden Fahrt komme ich nun ungewöhnlich früh zum nächsten Blogeintrag. Es gibt hier auch gerade nichts besseres zu tun. 😉
Die letzten Tage waren ereignisreich und fühlen sich beim Zu-Bett-Gehen manchmal an wie drei Tage. Das war allerdings nicht von Anfang unserer Russlandreise an so.
Nachdem wir – es war bereits nach 21 Uhr – von der Raststätte aufbrachen, in der wir unsere Akkus aufluden und den vorangegangenen Blogeintrag verfassten, verlief der Grenzübertritt zu Russland unerwartet harmlos.

Grenzüberfahrt nach Russland

Im Gegensatz zu den finnischen Grenzpolizisten bzw. -beamten, die recht kurz angebunden und stoffelig waren, wurden wir am russischen Grenzposten auf unseren Rädern von einem, uns voran rennenden jungen Grenzsoldaten zur Passkontrolle geführt. Auf diese freundliche Geste des lächelnden Läufers folgte eine unkomplizierte und hilfsbereite Beamte, die unsere Migrationskarte ausfüllte und uns den Ausreiseteil mitgab. Erleichtert, dass mit dem Pass und dem Visum alles glatt lief, reihten wir uns mit den Rädern in der Warteschlange vor der Schranke (auf Russisch wörtlich: «Schlagbaum») ein, zwischen den PKW die vor und nach uns ankamen. Eine weitere Grenzbeamtin winkte uns auf den Fußweg und führte uns an der Schranke vorbei – und so waren wir dann auch schon wieder frei, weiter zu ziehen… Dass man in diesem Grenzgebiet keine Fotos machen darf, hat man uns nicht gesagt. 😉
Wir kamen um etwa 23:30 Uhr an das zweite Motel an der Highway-haften Straße, die in Richtung Osten von der Grenze wegführte und wir entschieden uns, nach Preisauskunft, für eine Nacht zwischen Federkernmatratzen, weichen Decken und festen Wänden, sogar mit eingenem und dringend notwendigen Bad. Nach der Grenzkontrolle war auch der Russe am Empfang überaus freundlich und hilfsbereit, kochte uns Tee und gab uns Muffins dazu. Ebenso die Dame, die uns an seiner Stelle am nächsten morgen Wasser für unseren Porridge und Kaffee bzw. Kakao heiß machte.
Wir zogen weiter, doch das Wetter hatte sich inzwischen von sonnig-trocken mit starkem Rückenwind gewandelt und war nun eine Mischung aus Nieselregen, kurzen Gewittern und leichtem Gegenwind. Gepaart mit dem inzwischen aggressiven und intensiven Verkehr auf dieser Fernstraße wurde es ein sehr anstrengender Tag. Wir fuhren nach Wyborg, hielten uns aber nicht lange in dieser größeren Stadt am finnischen Meerbusen auf.

Die Feste der Stadt Wyborg
Spar – gibt es den in Deutschland noch?

Wir füllten unsere Vorräte im Spar-Markt auf und kamen mit einem radbegeisterten Russen ins Gespräch, der uns – glaube ich – von seiner Radreise von Wyborg nach Wladiwostok berichtete. Nur verstand ich so gut wie nichts davon. Hätte ich mal etwas mehr Russisch gelernt.

Wildzelten in Russland
Diese und die kommende Nacht verbrachten wir in Wäldern, was sich nicht gerade einfach gestaltete. Die waren nämlich voller Mücken und zumeist auch voller Müll. Und fuhren wir nicht gerade eine wilde Deponie an, kamen wir beispielsweise an einen strandnahen Bereich, in dem Zelten explizit untersagt war. Entsprechend spät schlugen wir dann unser Zelt auf und verkrochen uns darin, um den Mücken zu entkommen.
Der folgende Tag war von der Verkehrssituation etwas entspannter, da wir uns nicht mehr auf der kürzesten Fernverbindung zwischen Grenze und St. Petersburg befanden.

Sankt Petersburg – und es liegt noch eine Tagesfahrt vor uns bevor wir ins Stadtzentrum kommen!

Besonders als wir gegen Abend in das St. Petersburger Stadtgebiet hinein radelten, wurde die Fußgänger- und somit auch Rad-Infrastruktur deutlich besser. Oder sagen wir: Hier existierte sie. Wir fanden, nach einiger Suche, einen Park am Strand, wo es neben Kinderspielplätzen auch einen Bereich mit Feuerstellen und Bänken gab. Wir entschieden kurzerhand unser Zelt hier aufzuschlagen – und hatten sogleich ein wunderbares Lager.

„Wild“-Zelten im Park vor bzw. in St. Petersburg

St. Petersburg
Am dritten Tag unserer Reise durch Russland fuhren wir mit Blick auf die Skyline der Metropole an der Küste entlang auf Fuß- und Wanderwegen und die Aussicht machte uns neugierig auf die Stadt.

Auf dem Weg in die Stadt (Hintergrund) fuhren wir durch saftiges Sommergrün und Sonnenschein 🙂
Die Fahrt ins Zentrum führt uns an den modernen Prunkbauten der Stadt vorbei.

Nachdem wir am späteren Nachmittag unseren ersten Wolkenkratzer hinter uns ließen und über die riesigen Brücken und durch die schönen Parks der Stadt fuhren, kamen wir schließlich bei Maksims und Valentinas Wohnung im Zentrum der Stadt an. Sie würden uns die folgenden Nächte Obdach geben – und somit die wunderbare Möglichkeit, a) die Stadt mehrtägig zu erkunden, b) unsere Klamotten zu waschen sowie c) zwei wundervolle Einwohner dieser Weltstadt kennen zu lernen. Insbesondere Maksim versorgte uns während unseres Aufenthaltes mit Anekdoten, Tipps und der dringend notwendigen Unterstützung beim Kauf der Zugtickets für die kommenden Fahrten nach Moskau und Jekaterinburg.

Maksim und Valentina stehen auf Antike Einrichtung, Kleidung – und antike Räder 🙂


Es war wirklich gut, gleich mehrere Tage hier verbringen zu dürfen, ging doch der erste Tag – nach einer städteuntypischen nächtlichen Masse an Mücken und unruhigem Schlaf – fast vollständig für das Wäschewaschen und unseren Aufsflug auf den Nevsky-Prospekt drauf. Hier – so lasen wir auf der Website der Visa-Agentur – sollten wir das örtliche Büro der Firma aufsuchen, die unsere Einladung für Russland ausstellte, um uns zu registrieren.

Verregnetes St. Petersburg

Pitschnass vom Regen kamen wir schließlich in deren Büro geschlurft, um zu erfahren, dass sie dies nicht tun könnten. Für Registrierung wäre der Gastgeber zuständig. Wir erfuhren aber auch, dass dies erst ab einem Aufenthalt von über 7 Tagen an einem Ort nötig sei. Da uns dies nicht betreffen würde und «Ort» nicht weiter definiert wurde, nahmen wir nun an, wir würden keine Registrierung brauchen. Uns wurde allerdings empfohlen, die Tickets für die Zugfahrten aufzubewahren, um diese im Zweifelsfall vorzuweisen.
Etwas abgespannt suchten wir nun einen Sportladen, in dem wir für Lisa eine neue Hose besorgen könnten, da ihre bisherige bereits an mehreren Stellen durchgescheuert war. So kamen wir in die «Gallerie» am Ende des Nevsky-Prospekts. Dies war mit Sicherheit das größte Einkaufszentrum, das ich je betreten hatte. Der Aufenthalt hier war purer Stress, angesichts der Menschenmassen, die sich hier durch Gänge, Rolltreppen und Läden schoben. Nichtsdestotrotz verbrachten wir hier mehrere Stunden, um eine Hose, Imprägnier-Mittel und eine russische SIM-Card zu erbeuten. Außerdem kauften wir Halumi, Burger-Buns, Aubergine und Zucchini, Tomaten und Salat, Essiggurken und Senf, Zwiebeln und Tomatenmark, aus denen wir – zurück in der Wohnung – für Valentina und Maksim ein leckeres Nachtmahl zauberten. Fast so gut, wie das Essen mit Clara und Friedi in Kuressaare! 😉


In den kommenden Tagen nahmen wir uns mehr Zeit, die Stadt kennenzulernen. Wir fuhren auf eine Insel im Hafengebiet der Stadt, wo wir eine kleine Wanderung durch ein Plattenbau-Viertel unter der neuen Mega-Brücke unternahmen, hinaus auf eine Landzunge, von deren Spitze wir über den Ganzen «Golf» vor St. Petersburg blicken konnten und wo riesige Containerschiffe und Fähren zwischen den Schlauchboten der Angler an uns vorbeizogen.

Die Skyline
Dimensionen


Natürlich kamen wir auch an den Platz vor der Eremitage und kreuzten einige städtische Sehenswürdigkeiten, Kirchen und die Festungsinsel Peter&Paul. Mehr Zeit verbrachten wir allerdings auf der schönen kleinen Freizeitinsel New Holland mit ihrer Kunstschule, der Butylka («Flasche») und den darin befindlichen Design-Stübchen, Restaurants und Bars. Wir fuhren Metro, was bereits hier in St. Petersburg beeindruckend war, in Moskau jedoch nochmal getoppt werden würde.

Prunkvoll – das beschreibt diese, von Peter dem Großen mit dem Blut Tausender angelegte Stadt
Na, wer erkennt ihn?
Ziemlich tief…
… ziemlich schick!

Wir fuhren sicher 35 bis 40 Meter auf steilen Rolltreppen in die Tiefe hinab, unterhalb des Meeresspiegels, wo aufwändig dekorierte, Mamorgetäfelte Wände und Fußböden richtige Plätze zwischen den Gleißen bildeten. Und wir fuhren Achterbahn. 😀 Nicht in der Metro, nein, tatsächlich Achterbahn! Bereits als wir am Tag unsere Ankunft am offenen Freizeitpark östlich des Fußballstadions vorbeifuhren, konnte ich nur mit Mühe widerstehen, mich direkt in die Schlangen vor den Top-Attraktionen einzureihen. Schließlich konnte ich Lisa doch noch überzeugen, mich in eine Achterbahn zu begleiten, die man praktischweise einzeln zahlen kann. Es war ein kurzes, aber ein richtig schönes, kindliches Freudenerlebnis, so dahinzurasen, durchgeschüttelt zu werden und sich heißer zu Schreien. 🙂


Als wir uns schließlich am Montag aufmachten, doch noch eine Sehenswürdigkeit der Stadt – oder besser gesagt: DIE Sehenswürdigkeit der Stadt – zu erkunden, mussten wir leider vor Ort feststellen, dass die Erimitage ausgerechnet am Montag geschlossen bleibt… Der Frust war enorm und vor allem ich war eine ganz Weile stinkig. Nach einem guten Essen in der Butylka (Miso-Suppe mit Buchweizen-Nudeln und Tofu, Veggie-Sushi und Israeli-Cheesecake ging es mir dann aber doch wieder besser). Wir gingen noch einkaufen, backten Pfannenkuchen und brachen, glücklicherweise in Begleitung Maksims, schließich zu unserem Nachtzug nach Moskau auf.

Zugfahrt Nr. 1
Es ist wirklich furchtbar anstrengend, sein Rad in einen Russischen Zug zu bekommen. Erst die Sicherheitskontrollen, die an allen Metro- und Bahnstationen durchgeführt werden, inklusive Durchleuchten des Gepäcks, und dann auch noch ewige Diskussionen mit dem uneinsichtigen Zugpersonal, welches sich weigert, ein ganzes Fahrrad – trotz Anmeldung – als Gepäck in den Gepäckwagen zu lassen. Maksim versuchte alles, doch am Ende war es die Panik und ein Moment der Unachtsamkeit des Personals, die uns retteten. Wir stellten die Räder hochkant in den Eingang des Gepäckwagens und machten uns gerade daran unsere Taschen zusammen zu suchen und in unseren Wagen zu bringen, als die Schaffnerin zurückkam und uns – sichtlich gestresst und etwas panisch – dann doch gewähren ließ. Eine feste Umarmung Maksims auf dem Bahnsteig, wo er uns noch ein paar Müllsäcke organisierte und ab ging die Fahrt – unsere Erste Fahrt mit der russischen Eisenbahn und in einem Nachtzug.

Die Abteile waren rappelvoll, insbesondere die offenen Schlafabteile der 3. Klasse, in denen auch wir unsere Betten bezogen. Wir hatten kurz Sorge, das Gepäck würde nicht in die Ablagen passen, doch letzendlich hatten wir unsere 10 Fahrradtaschen und den Packsack über unseren Liegen verstaut bekommen. Es folgte eine unruhige Nacht, in der wir wiederholt aufwachten, um auf die Uhr zu sehen. Schließlich würden wir frühmorgens in Moskau ankommen und dies würde nicht die Endstation unseres Zuges sein. Und wir hatten noch die Räder.
Wir beeilten uns sehr am Morgen aus dem Zug zu kommen, stellten dann aber während unseres Frühstücks auf dem Bahnsteig fest, dass wir uns fast eine halbe Stunde hätten Zeit lassen können. Erst dann machte sich der Zug wieder auf den weiten Weg nach Anapa.

Moskau
Wir bauten unsere Räder wieder zusammen und bepackten sie. Dann ging es auf in die Stadt. Lisa hatte sich während des Frühstücks noch über die Sehenswürdigkeiten belesen, doch wir steuerten erst mal den Radladen an, in dem Pavel – unser nächster WarmShowers-Gastgeber – arbeitet und uns erwarten würde. Als wir sicher waren, dass wir ihn später finden würden, überredete ich Lisa, die Räder noch bis auf den Roten Platz mit zu nehmen, um noch ein Foto mit unserer Ausrüstung an diesem Etappenziel zu machen.

Adam und Ana halfen uns, das Erreichen unseres Etappenziels gebührend abzulichten!

Zwischen Kreml und den Zwiebeltürmen der Basilika lernten wir Adam und Ana kennen, die ebenfalls auf je zwei Rädern aus Deutschland nach St. Petersburg gekommen waren – wenngleich motorisiert. 😉 Wir plauderten sicher zwei Stunden, bevor wir wieder zum Radladen unseres Hosts zurückradelten. Pavel, ein sehr liebenswerter Mann um die 50 Jahre, empfing uns im Eingang seines Workshops und führte uns nach einer freudigen Begrüßung mit Taschen und Rädern in das Kellergeschoss des im Hinterhof gelegenen Werkstättchens. Hier gab es noch einen Radladen, der zudem Café, Tee und Spiele verkaufte, um sich im Winter über Wasser zu halten. Hinter einem anschließendem Cycling-Trainingsraum mit riesigen Bildschirmen konnten wir am Ende eines dunklen Korridores unsere Packtaschen und Räder abstellen. Sie würden bis zur Abreise aus Moskau hier bleiben, was uns ermöglichte mit dem Nötigsten durch die Stadt und zu Pavel und seiner Frau zu fahren. Wir drehten noch eine Runde im GUM, dem surrealen Schicki-Micki-Kaufhaus mit seinem altehrwürdigen Handels-Arkaden Flair, drehten, erneute über den roten Platz schlenderten und den neuen und neumodischen Park an der Moskva erkundeten.

Wir kontaktierten Dickon, den Radreisenden aus Wales, den wir in Finnland kennenlernten, und hatten das grandiose vergnügen, ihn in einem abgelegenen Café wiederzutreffen. Hier gab es neben Fritz-Cola und Wostok-Limo aus Deutschland auch selbstgemachte, unglaublich gute Croissants – und Sergey. Wir unterhielten uns lange und angeregt, bis Dickon schließlich los musste, um sich für die Abreise mit der Transsib von Moskau nach Ulan Bator in einem Stück (6 Tage/ 1. Klasse) am Abend vorzubereiten. So kam es, dass wir mit Sergey zu dritt weiterzogen und in den Genuss einer der schönsten Bekanntschaften auf unserer Reise kamen. Offenherzig und enthusiastisch, wie ich es nie erwartet hätte, ließ er sich von unseren Reisevorhaben begeistern und lud uns ein, den Tag und den kommenden mit ihm zu verbringen. Er wollte uns alles zeigen und somit Teil unserer «absolut verrückten Reise» zu werden. 🙂 Wir nahmen dankend an und so kam es, dass wir nicht nur den restlichen Abend, sondern auch den kommenden Nachmittag mit ihm verbrachten.

Das ist ein verrückter Verkehr in dieser Millionenmetropole!

Sergey ist Koch, Manager und Kampfsportler und seit kurzer Zeit sein eigener Herr, was es ihm ermöglicht mit gutem Auskommen und viel Freizeit über die Runden zu kommen. Aufgrund seines anstehenden Jiu-Jitsu-Wettkampfes am Wochenende versucht er aktuell sein Gewicht unter die Grenze zur nächst-leichteren Gewichtsklasse zu bringen – und wir halfen ihm dabei durch die Ablenkung die wir ihm boten, nicht zu viel an Essen und trinken zu denken. Er ist wirklich ein unglaublich zuvorkommender und großzügiger Mensch. Er half uns mit dem Ticket und lud uns schließlich sogar zum Essen ein. Er meinte wörtlich, dass wir ihn nicht besiegen würden, sollten wir versuchen selbst zu bezahlen oder ihn einzuladen. 😉
Apropos wundervolle Menschen: Auch Pavel, seine Frau Tania und seine Kollegen – insbesondere Faiz aus Uzbekistan – waren sehr gut zu uns, was ich ihnen nie vergessen will! So wurde uns in der Fahrradwerkstatt Kaffee und Tee gemacht, Faiz scherzte per Google-Translator mit Lisa und schenkte ihr Nüsse und extrem-salzigen uzbekistanischen Käse für die Fahrt, Tania kochte Spaghetti für uns und gab uns ein Bett zwischen drei rießigen, lebendigen Flauschekatzen im Kinderzimmer ihrer Tochter und Pavel beriet und unterstützte uns nicht nur beim Planen der Route und mit Anekdoten zur Radreise durch Vietnam und Thailand. Er zog sogar am Abend der Abreise extra nochmal los, um uns einen Maulschlüssel für Lisas Vorderrad zu besorgen, den wir für die Demontage der Räder am Bahnhof brauchen würden.

Leider sind alle 10 Fotos, die Pavels (rechts) Kollege gemacht hat verschwommen, aber Pavel und Faiz (links) wollten wir hiermit doch nochmal unseren speziellen Dank aussprechen. 🙂

Zugfahrt Nr. 2

Und dann brachte Pavel uns auch noch zum Zug und half uns die Räder im Zug unterzubringen. Er hat uns damit wirklich gerettet, denn es war – trotz nun abmontierter Räder – wieder ein Kunststück der Überzeugung, die Wagenbegleiterin des Gepäckwagens dazu zu bringen, die Räder zu akzeptieren. Halb in Tüten verpackt durften sie schließlich rein, aber ich sollte nach Abfahrt nochmal in das Abteil kommen und «die Räder richtig verpacken». Als ich nach einer Stunde Suche und 12 Wagons absuchend erfolglos zurückkam und mich um 2:00 Uhr nachts dann schlafen legte, beschloss ich, das würde so auch funktionieren.
Die Nacht war erstaunlich angenehm in den zwei oberen, sich diesmal gegenüberliegenden Kojen des offenen Schlafwagens. Wir hatten unser Gepäck über uns griffbereit, waren bereits bettfertig und konnten entspannt auf unseren Liegen liegen, bis uns um 8:45 Uhr am morgen das Frühstück weckte, das sozusagen ans Bett gebracht wurde. Ich wollte gerade die Verpackungen des Essens entsorgen, da kam die Gepäckwagen-Wartin (Wärterin? Hm….) und machte mir auf Russisch verständlich, dass ich die Räder anständig zu verpacken hätte, sonst «müssen sie auf die Straße». Ich verstand was sie sagte, aber nicht den Sinn dahinter. Sie würde Ärger bekommen, würden die Räder nicht verpackt. Aber warum? Es würde überhaupt keinen Unterschied machen… Sie meinte, ich sollte Säcke nehmen und die Räder darin verpacken. Pavel hätte ihr gesagt, ich hätte noch Säcke. Das stimmte leider nicht und sie schimpfte Pavel einen Lügner. Ich verneinte, da ich annahm, er wusste es nicht besser. Ich bot ihr den Rest der Frischhaltefolie an, den ich noch vom letzten Transport hatte. Sie lachte entsetzt und belustigt als ich ihr die kleine Rolle zeigte. Dann fragte sie nach Klebeband. Mit meinem Panzertape in einer und der Frischhaltefolie in der anderen Hand machten wir uns also gemeinsam auf den Weg uns sie half mir tatsächlich dabei, die Räder – an denen ich am Vorabend verbeiging, da das Gepäckabteil nur ein leeres 4 Personen-Abteil war – zu verpacken. Ein absolut lächerliches und unnötiges unterfangen. Morgen früh würde ich das alles entfernen müssen, nur um es am Abend erneut so zu richten. Leider haben wir den Zug nach Jekaterinburg gebucht, bevor wie in verschiedenen Reiseführern und Blogs lasen, dass sich der Besuch der Stadt nicht lohne. Wir würden nun einen Nachmittag Aufenthalt haben, von dem wir sicher zwei Stunden damit verbringen würden, die Fahrräder wieder zusammenzubauen, um die Stadt zu erkunden und sie anschließend wieder auseinanderzunehmen, um den nächsten Zug nach Irkutsk zu nutzen.
Naja, so ist das nun. Inzwischen hatten wir hier auch unser Mittagessen an den Platz geliefert bekommen und einige kurze und längere Unterhaltungen mit den anderen Fahrgästen in den umliegenden Kojen geführt – von denen wir das wenigste verstanden. Aber gut, auch das sind Erfahrungen. 🙂

On track to Baikal! 🙂

Ich bin gespannt, wie die Fahrt nach Irkutsk am Baikalsee wird. Auch die Tour dort, von der wir noch nicht wissen, wie wir sie gestalten sollen. Wir haben uns erst gestern – vor allem aufgrund mangelnder Fahrkarten für Züge und des Rates einer Bekannten von Pavel – dazu entschieden, nicht in den Altai zu fahren. Für Altai und Baikal ist die Zeit unseres Visums zu knapp. Wir hatten wirklich ernsthaft überlegt und waren überraschend gepackt von der Idee durch das Altai und die Wüste Gobi zu radeln. Doch dann gewannen der Wunsch, das größte Süßwasserreservoir der Welt zu sehen, der Respekt vor der Wüstendurchquerung und die Verfügbarkeit von Zugtickets schließlich. Ich bedauere dies einerseits sehr, anderseits musste eine Entscheidung gefällt werden und ich bin mir sicher, dass auch das ein Erlebnis wird.


Wir werden es sehen. Und ihr werdet es dann lesen. 😉 Drückt uns die Daumen!
Liebe Grüße aus der sich weitenden Ferne,


Chris & Lisa

… eure Chaoten 🙂

Eine Antwort auf „Vaalimaa (Finnland) – Jekaterinburg (Russland)“

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