Kambodscha (21.12.-28.12.2019)
Um beim letzten Blogeintrag direkt anzuknüpfen: Nachdem wir von Don Det und den 4000 Inseln los- und über die Grenze nach Kambodscha hinweg radelten, waren wir noch den restlichen Tag am Strampeln, bis wir in die nächstgrößere Stadt kamen.
Um wieder in unseren Zeitplan zu kommen, entschlossen wir uns mit einem Bus (ja ja, die «Fahrradreisenden» 😉 ), die 300km nach Siem Reap zu skippen. Schließlich musste Chris Lisa im Vorneherein versprechen, dass sie an Weihnachten und an ihrem Geburtstag nicht radeln müsse … ud das hätte so nicht mehr hingehauen.
Außerdem war das Radfahren auf den ersten 60km durch Kambodscha bereits abschreckend genug. Zwar war der Fahrbahnbelag halbwegs anständig / größtenteils vorhanden, jedoch gab es nur eine recht trubelige Straße, keinen Schatten und es ist heiß und ungelaublich trocken. Staub und Rauch der brennenden Felder in der Luft machten zudem das Atmen schwer. Im Bus nach Siem Reap bestätigte sich dann, dass sich weder an diesen Umständen noch an der recht langweiligen, flachen Landschaft etwas änderte. Und so kamen wir recht zufrieden mit der Entscheidung und noch rechtzeitig in die Stadt, die für die uralten Dschungelruinen Angkors in deren Norden bekannt ist.
Weihnachtstage in der alten und der neun Khmer-Metropole
Wer uns auf Instagram folgt, der wird bereits gesehen haben, dass wir es uns über Weihnachten haben gut gehen lassen.
An den anderen Tagen – mit Ausnahme eines Pausentages für den erkälteten, fiebrigen Chris – erkundeten wir schließlich die steinernen und überwucherten Überreste der einstigen Millionenstadt des Khmer-Reiches. Den Ausmaßen der Anlagen ist es geschuldet, dass wir – obgleich wir «an einem Ort blieben», täglich mehr als 40km mit dem Rad zurücklegten, um von einer Ruine zur nächsten zu kommen. Von den hölzernen Wohngebäuden ist selbstverständlich nichts mehr zu sehen, doch die steinernen Tempelanlagen mit den kunstvoll gemeißelten Verzierungen überdauern bereits 500-1.100 Jahre im tropischen Klima Kambodschas.
Besonders über die Dschungelruinen freuten wir uns sehr: In Stein gemeißelte Buddha-Gesichter über Toren, auf denen wiederum Urwaldriesen wuchsen und ihre Würge-Wurzeln über das Mauerwerk gen Boden streckten.
Heiligabend verbrachten wir schließlich in einer katholischen Christmette mit einem englischen Gottesdienst und Khmer-Übersetzung. Es war ein Stück weit wie Heimkommen, das Fest der Liebe hier mit anderen feiern zu können. Ungewohnt, aber nicht weniger schön, waren die traditionellen Tanz-Einlagen, die Khmer Kinder und Jugendliche neben der Krippen-Szene auf der Bühne performten. Selbst der Segen wurde begleitet von den geschmeidigen, langsamen «Tänzen», die besonders aus sich drehenden und wendenden Händen zu bestehen schienen. Wie die Tänzerinnen, die in Angkors Tempeln in Stein gemeiselt ihre Posen halten, vollbrachten auch die Mädchen hier irritierend unnatürliche Hand-Dehnungen, während sie die Worte der Priester begleiteten.
Im Nachgang des Gottesdienstes trafen wir dann noch ein bekanntes Gesicht von Don Det, eine Slowenin, die sich ebenfalls über die Gelegenheit freute, hier traditionell Weihnachten zu feiern. Wir quatschten lange und verabredeten uns schließlich zum Abendessen in ein von ihr empfohlenes Lokal. Da es dann jedoch schon etwas später war ließ man uns dort nicht mehr rein und so gönnten wir uns andernorts unser Weihnachtsessen: traditionell Kambodschanisches Amok. Nun ja, fast, schließlich ohne Fisch, dafür mit Tofu. 😉 Mit Cocktails versüßt genossen wir dann den Ausklang des wohl bislang entspanntesten Weihnachten.
Apropos Essen
Im Haven (https://havencambodia.com/) erfüllten wir uns zu Lisas Geburtstag tagsdrauf einen Traum. Seit wir in einem Deutschlandfunk-Podcasts Monate vorher von dem Schweizer Pärchen gehört haben (Sara und Paul Wallimann), dass auf seiner Reise entschied, in Kambodscha ein Restaurant als Ausbildungsbetrieb für benachteiligte Jugendliche aufzubauen, wollten wir dorthin und uns dieses vielversprechende Unternehmen mal anschauen. Zugegeben, das Essen ist teuer, verglichen mit südostasiatischen Preisen. Doch zum Geburtstag darf man sich auch mal ein Luxusrestaurant gönnen. Wie auf der Website angeraten wurde, reservierten wir einen Tisch und schickten uns an, diesen auch noch zu bekommen und ihn nicht an den Andrang von Spontanbesuchern zu verlieren. Durch den E-Mail-Kontakt zur Reservierung mit Sara, die Haven mit ihrem Mann zusammen gegründet und aufgebaut hat, kamen wir bereits vorab ins Gespräch und so wurden wir mit einem langen, inspirierendem und berührendem Gespräch gesegnet, in dem Sara uns von der Geschichte, den Erfolgen und den Kämpfen erzählte, die sie auf dem Weg zu diesem tollen Sozialunternehmen durchlebten. Dankbar über den herzerwärmenden Austausch und die Abschiedsumarmung sowie voll mit Leckereien machten wir uns beseelt und glücklich auf den Rückweg. (Lisa bekam sogar ein Stück Geburtstagskuchen mit Kerze geschenkt!)
Nach ein paar weiteren Besuchen der Tempelanlagen hieß es für uns schließlich weiter zu reisen. Da wir inzwischen unsere Zeitpläne zu eng knüpften als dass man womöglich noch per Rad zum Ziel käme. Also trug uns erst ein Bus und nach einer recht entspannten Grenzüberquerung (Uh, erstes kostensloses Visa seit langem!) ein Zug weiter nach Bangkok, Thailand.