Thailand (28.12.2019-11.01.2020)

Unterwegs nach Bangkok

Als wir die Grenze von Kambodscha nach Thailand überquerten, wurde uns wiedereinmal bewusst, dass wir – rund um Sehenswürdigkeiten – immer wieder in eine Touristenblase gelangen, in der alles das Vielfache des eigentlichen Preises kostet. So wollte der Busfahrer, der die weißen Westler aus Kambodscha nach Thailand brachte, 1200 Baht haben (40 Euro) um uns und die Räder nach Bangkok zu bringen. Durch eine glückliche Begegnung mit einem Franzosen, fanden wir trotz fehlenden Internets, den Bahnhof direkt um die Ecke und stellten fest, dass man uns hier für den gesamten Transport nur 10 Euro berechnen würde. Hocherfreut packten wir schließlich alles in den Zug und machten uns auf eine lange Fahrt, die uns Snack-Händler die durch die Wagons zogen, mit allerlei Obst und Salz-Zucker-Dip versüßten.

Nach sieben Stunden Zugfahrt endlich in Bangkok angekommen, bummelte der Zug noch eine Weile zwischen engen Häusergassen hindurch, bevor wir schließlich am Hauptbahnhof ankamen. Wir besorgten direkt die Tickets für die Weiterfahrt nach Hua Hin, wo wir Thijs&Nienke sowie einige anderen Radler über Silvester besuchen würden. Wir bestückten unsere Handys mit thailändischen SIM Karten und wurden auf dem Weg nach draußen noch von einer Charity Truppe mit gratis Abendessen versorgt: In süßer Kokosmilch gekochte Bananen.
Soweit, so gut. Doch sobald wir auf die Straße des nächtlichen Bangkoks kamen, begann der Wahnsinn: Linksverkehr.

Ein Tag auf den Straßen der Thai-Hauptstadt

Der war immer nur solange kein Problem, bis es hieß, irgendwo rechts abzubiegen. Schwupps waren wir wieder auf der falschen Straßenseite. Hinzu kam, dass es jede Menge Einbahnstraßen gab, die in Kombination mit Abbiegestreifen zu einiger Verwirrung unsererseits führten. Schließlich überlebten wir die kilometerlange Fahrt und kamen an unser kleines Hotel mit den noch kleineren Zimmern. Das einzig bezahlbare, mussten wir doch feststellen, dass Thailand tatsächlich um eine ganze Nummer teurer war, als die vorausgegangen Länder. Insbesondere in Bangkok.
Tagsdrauf erkundeten wir per Rad noch China-Town und den Bezirk mit den Tempeln im Zentrum der Stadt, konnten uns die Eintritte nicht leisten und gaben uns mit den Außenansichten und den zweitrangigen Sehenswürdigkeiten ohne Ticketschalter zufrieden. Und wir machten die eine oder andere skurrile Entdeckung.

Außerdem brachten wir unsere Schlafsäcke und die warmen Klamotten zu Granny’s Bed&Bike, wo wir sie bis zu unserer Rückkehr Mitte Februar lassen durften. Wir würden sie in den kommenden Wochen in Thailand, Malaysia und Indonesien nicht brauchen und für die Daunenschlafsäcke ist es bedeutend besser, luftig gelagert zu werden.

Verrücktes Welt-Radler-Silvester in der Küstenstadt Hua Hin

Am 30. Dezember machten wir uns schließlich – nach einer langen Suche nach den Fracht-Tickets am Bahnhof – auf nach Hua Hin. Dort angekommen sind wir gerade ins Frachtabteil geschlendert, als wir bereits auf Englisch begrüßt wurden. Plötzlich standen da Thijs, Eva und Mari und packten eine Tasche nach der anderen aus dem Zug, so dass wir im Handumdrehen und mit wiederbepackten Rädern auf dem Bahngleis standen und die gesamte Bande begrüßen konnten: Tom und Sabine, Pedro und Sarah, Mari und Eva, Thijs und Nienke. Vier fahrradreisende Pärchen, die streckenweise gemeinsam über Zentralasien, den Pamir-Highway und dann entweder Indien oder China nach Thailand kamen, um hier schließlich Weihnachten und nun auch Sylvester miteinander zu feiern. Und wir durften Teil dessen sein!

In einer – für uns ungewohnt großen – Radlerkolonne rollten wir nun durch die Stadt, durchstöberten den Nachtmarkt, stärkten uns an scharfen Speisen, erfrischten uns an kühlem Bier. Die ersten Frage&Antwort Runden begannen, Annekdoten über die Reise, die Routen, Menschen und Essen ausgetauscht und etwas angeheitert ging es schließlich auf den Weg zu unserer Unterkunft, einer kleinen Ferienwohnung etliche Kilometer abseits der Stadt. Für die anderen war diese Unterkunft nach deren Weihnachts-Air-BnB-Unterkunft ein Schock, für uns hingegen halb so wild. Klar, wir haben den Luxus der Villa mit Prachtküche nicht gesehen, aber – Hallo? – es gibt nen Pool! 🙂

So verbrachten wir Silvester im kühlen Nass, sperrten den Hund regelmäßig zurück in den Käfig, der es immer wieder auch in den Pool schaffte, kochten und aßen gemeinsam Ofengemüse, Pfannenkuchen und Salat und beschwippsten uns auf der Feier der Thai-Gastgeber, den Vermietern unserer Unterkunft. Und so tanzten wir im heißen Thailand unter einem geschmückten Baum in das neue Jahrzehnt… bis wir den Thais zuviel tanzten und sie die Musik ausmachten.

Nachdem der Kater halb verdaut war, begaben wir uns doch noch zum Strand. Der war nur leider völlig überlaufen und auch gar nicht besonders schön. Dennoch hatten wir einen Heidenspaß, als wir uns in die Brandung warfen und uns im Body-Surfing versuchten. Ich würde sagen, wir genossen es unter anderen zu sein. Endlich mal wieder Teil einer Gruppe. Und das würde im neuen Jahr – zumindest für die ersten zwei Wochen – glücklicherweise erstmal so bleiben.

Thijs & Nienke (to.china.by.bike)

Back on the Road: Auf den Rädern nach Malaysia

Trotz der absehbar kurzen Zeit fiel es uns nicht ganz leicht, von dieser Gemeinschaft wieder los zu lassen. Doch es ging nicht anders und so machte sich am Morgen des zweiten Januar ein Pärchen Radreisender nach dem anderen auf ihren Weg. Bis auch wir an der Reihe waren.

Zusammen mit dem niederländischen Pärchen Eva & Mari würden wir nach Malaysia fahren. Und da die beiden visabedingt innerhalb von 10 Tagen außer Landes sein mussten, lag ein recht straffes Radprogramm lag vor uns. Wir nahmen diese Herausforderung an (mit dem Zusatz, dass die beiden sich von uns lösen sollten, wenn wir ihnen zu langsam seien) und fuhren gemeinsam los. Eva und Mari sind von den Niederlanden über Europa durch Zentralasien und China nach Südostasien gefahren. Sie sind eineinhalb Monate vor uns los und sind schon einige tausend Kilometer mehr mit dem Rad gefahren – zwei bewundernswerte, starke Frauen (zugegebener Weise auch etwas verrückt, aber das auf eine sehr liebenswerte Art).

Radeln im Paradies…

Als wir schließlich zu viert unser Radlernest in Hua Hin verließen, kamen wir erst mal nur wenige hundert Meter weit. Maris Reifen war platt und da wir kein Loch fanden, wurde der Reifen erstmal einfach wieder aufgepumpt. Diese Arbeit wurde ein morgendliches Ritual. Am ersten Tag ließen wir es recht ruhig angehen und machten nur 63 km entlang der Küste in Richtung Süden – die letzten paar Kilometer des Tages gingen dann tatsächlich auch am Strand entlang. Eigentlich wollten wir in einem Nationalpark unser Zelt aufschlagen, da wir gelesen hatten, dass sich dort auch ein Campingplatz befindet. Als wir ankamen erklärte uns der Parkwärter jedoch, dass wir für den Eintritt in den Park bezahlen müssten, bevor wir das Zelt aufschlagen konnten. Der Eintritt für den Park war uns zu teuer. Ein thailändischer Radfahrer fuhr zur gleichen Zeit in den Park, ebenfalls um dort zu übernachten und erklärte uns, dass er nicht zahlen müsse, weil er local sei. Da dachten wir uns: „Hey, Thailand ist groß und es gibt noch mehr Strand!“. Und so fuhren wir weiter, vorbei an Bergen, vielen, vielen Palmen, Schrimps Züchtungen, Höhlen und Affenfamilien. Wie sich herausstellte, die beste Idee, die wir an diesem Tag hatten. Wir bogen in eine kleine Siedlung am Strand ein und fragten die Bewohner, ob es okay wäre, wenn wir unser Zelt für eine Nacht am Strand aufschlagen würde. Die Kommunikation funktionierte mehr oder weniger ohne Sprache – immer wieder faszinierend. Wir bekamen sogar einen Wasserzugang, eine Dusche und Kokosnüsse angeboten. Letztere durfte Chris mit Hilfe eines älteren Herren direkt vom Baum ernten. Wir kochten und aßen bei Sonnenuntergang am Strand, schauten in die Sterne, die wunderbar zu sehen waren und beobachteten grüne Lichter im Meer – je mehr, je dunkler es wurde.

Am nächsten morgen brachen wir recht früh auf, sollten wir doch über 100 km schaffen. Wir fuhren recht lang auf dem Highway, was den Vorteil hatte, dass wir mit Rückenwind und ohne großartiges Navigieren recht schnell voran kamen. Das Tempo und die Hitze setzten Lisa jedoch ziemlich zu. Umso freudiger war sie, als wir den Highway wieder verließen und an einem Straßenrestaurant gebratenen Reis mit Ei bestellen konnten. Nach dem Essen ging es auf kleineren, schattigeren Wegen weiter bis zu unseren Warmshowershost, der sich als Garage herausstellte – angemietet von einem thailändischen Radfahrverein. Wir gönnten uns eine Pizza im Restaurant nebenan und fielen erschöpft auf unsere Matratzen.

Wer denkt, dass wir uns beim Radfahren sehr plagen – der hat zum Teil auch recht. Es ist sehr heiß und schwül in Thailand und wir waren regelmäßig pitsch-nass geschwitzt. Aber eines der schönsten Dinge in unserem Thailand-Radfahr-Erlebnis waren die Pausen! Lisa liebte unsere gemeinsamen Pausen. Runter vom Rad, das T-shirt irgendwo ins Wasser stecken und nass wieder anziehen, dann einen Eiskaffee trinken und was Essen – am besten gebratenen Reis mit Ei. Super günstig, super lecker! Und so genossen wir auch am nächsten Tag unsere Pausen, aber auch das Radfahren, denn es ging erst am schönen Strand unter Palmen und dann an Bahngleisen entlang. Wir genossen Maracuja-Shakes und Eistee und radelten über viele Hügel durch Öl- und Kautschukplantagen. Dabei trafen wir auf Rok, einen slowenischen Radfahrer, der in sechs Monaten Südostasien beradeln will. Er begleitete uns und campte schließlich mit uns unter dem Mückennetz, das Chris ihm aufbaute. Wie letzte Nacht kochten wir bei Sonnenuntergang am Strand, bekamen von netten Thailändern einen Wasserzugang zum duschen und eine Toilette am Strand gezeigt – wir hatten also alles was wir brauchten und waren wunderbar umsorgt.

Was leider immer wieder böse auffiel war der Müll am Strand und teilweise im Meer. Bis Indonesien, wo wir uns gerade aufhalten, ist es leider so geblieben. An manchen touristischen Stränden wird der Müll natürlich regelmäßig weggeräumt. Überall dort, wo das nicht der Fall ist schwämmt das Meer immer mehr Plastik ans Land. Paradiesische Strände werden so verschandelt – von den ökologischen Konsequenzen ganz zu schweigen.

Rok begleitete uns noch bis wir am nächsten Tag Chum Pon erreichten. Wir wussten, dass wir dort in der Nähe Sam und Bekks treffen würden. Sam hatten wir (Mari und Eva, bzw. Chris und Lisa) unabhängig voneinander in Vietnam kurz nacheinander kennengelernt und mitbekommen, dass er mit Bekks gerade in der Nähe unterwegs war, jedoch in die andere Richtung. (Vielleicht kann sich der ein oder andere noch an Sam erinnern, von dem wir in unserem Blogeintrag über Vietnam schon berichtet hatten). Wir schrieben und verabredeten uns. Schlussendlich trafen wir uns zur Mittagszeit an einem Highway-Rastplatz. Wir redeten und Sam und Bekks (die mindestens genauso begeisterungsfähig ist wie Sam) erzählten uns von ihren lebensveränderten Erlebnissen und nannten uns unzählige Tipps, die wir nicht missen sollten, weil wir es sonst unser ganzes Leben lang bereuen würden. Als es dann darum ging wo wir die nächste Nacht verbringen würden, fand Sam heraus, dass wir noch NIE(!!!) in einem buddhistischen Kloster übernachtet hatten. Dabei wäre das so einfach und wunderbar – nein eine lebensverändernde Erfahrung, die wir nicht verpassen sollten. Von Eva und Mari kam dann die Idee Sam und Bekks könnten doch einfach mit uns gemeinsam zum nächsten Kloster fahren und die Nacht mit uns dort verbringen. Bekks war sofort dabei und Sam kurze Zeit später auch – dann aber hellauf begeistert. Das bedeutete jedoch für sie 15 km in die Richtung zu fahren, aus der sie gerade kamen…

Zu sechst machten wir uns auf den Weg, besorgten auf einem Markt frisches Gemüse fürs Abendessen und kamen am frühen Nachmittag im Kloster an. Sam fragte den Abt („Dscharwaiwat“ ausgesprochen), ob es in Ordnung sei, wenn wir unsere Zelte für eine Nacht hier aufschlagen würden und es schien als ob sich die Mönche sehr über unseren Besuch freuen würden. Sam erklärte uns, dass die buddhistischen Klöster die sichersten Orte in Thailand wären, denn etwas aus einem Kloster zu stehlen, sei ein Ticket direkt in die Hölle und das wolle wohl niemand. Er erklärte zudem, dass es den Mönchen selbst eine Ehre sein, Menschen auf dem Weg (zur Erleuchtung) weiter zu helfen. Und so konnten wir duschen, unsere Zelte in einer großen, offenen Halle aufbauen, die gespickt war mit Ventilatoren.

Schon bald begann Sam für uns alle zu kochen. Hilfe wollte er keine, es war ihm eine große Freude für uns zu kochen und wir sollten einfach das tun, auf was wir Lust hatten und „genießen“. Sam kochte Reis und zwei unterschiedliche Currys auf unseren Gas- und Benzinkochern. Außerdem zauberte er sogar noch einen leckeren Nachtisch aus den unterschiedlichsten Sachen, die wir noch dabei hatten. Ich erinnere mich daran, dass gebratene Ananas und leicht gesalzene Kokosmilch involviert waren – das beste Essen, das uns jemals auf einem Campingkocher zubereitet wurde.

Sam und Bekks sind dem buddhistischen Glauben sehr zugewandt. Sam würde sich als Buddhist bezeichnen. Er strahlt, wenn er von dem Glauben erzählt – nun gut, er stahlt die ganze Zeit. I would say it’s a life changing experience to get to know them 😉 . Nachdem wir Europa verlassen hatten waren wir entweder in christlich oder buddhistisch geprägten Ländern unterwegs und ich muss sagen: ich bin froh über meinen Glauben. Und auch wenn ich (Lisa) den Buddhismus nicht im Geringsten verstanden habe, so muss ich doch sagen, dass die Menschen, die wir in den buddhistischen Ländern getroffen haben sehr hilfsbereit, offen, herzlich und so gar nicht selbstsüchtig waren. Und das hilft mir mich daran zu erinnern, dass das bei mir mit meinem christlichen Glauben dreimal der Fall sein sollte. Schade, dass ich mich daran erst erinnern lassen muss.

Am nächsten morgen trennten sich unsere Wege – Sam und Bekks fuhren wieder Richtung Chum Pon und Mari, Eva und wir fuhren weiter in den Süden, unter anderem über eine zugegebenermaßen nicht mehr ganz so intakte Brücke.

Mittagspause machten wir in einem Straßenlokal, welches uns Sam und Bekks wärmstens empfohlen hatten und selbst wenn es keine lebensverändernde Erfahrung war, wie es uns angepriesen wurde, so war das Curry doch sehr gut und die Auswahl an unterschiedlichen Obst und Gemüsesorten auf den Tischen sehr erfreulich!

Wieder war es so heiß, dass der Schweiß in Strömen floss. Umso mehr konnten wir die Pause am Strand genießen. Blaues, klares, erfrischendes Wasser, weißer, warmer, weicher Sandstrand, perfekte Wellen – und natürlich ein Eiskaffee. Hmmm… das Leben kann so schön sein. Am Abend erreichten wir dann Patty – eine 54 jährige thailändische Radfahrerin/Pizzariabesitzerin/Warmshowershost. Es war wunderbar und wir freuten uns unendlich über die Pizza am Abend, die Möglichkeit zu duschen und unser Zelt auf ihrem Balkon aufzuschlagen.

Patty ist eine sehr führsorgliche, lebensfrohe Person und so ließ sie uns nicht gehen, bevor wir nicht ausreichend gefrühstückt hätten. Die Idee innerhalb von zwei Tagen von ihr nach Krabi an die Westküste zu fahren fand sie etwas verrückt. Aber wir hatten wohl nicht mehr Zeit, also traten wir in die Pedale. Wiedermal ging es die erste Strecke auf dem Highway entlang. Immer wieder mit Pausen (unter anderem hatten wir eine Pause in einem Straßenlokal in dem Eva die Mitarbeiter spontan überreden konnte in ihrem Tanzvideo mitzumachen). Und auch wenn wir unseren Rekord von 112,5 km nicht knackten (den Rekord hatten wir an unserem dritten Reisetag auf dem Weg nach Jena), so machten wir doch 107 km, bevor wir uns ein Haus mit schönem Garten raussuchten und die Besitzerin fragten, ob wir ihren Garten zum campen benutzen dürften. Spontan rief die junge Frau ihre Schwester in Italien an, die dann für uns auf Englisch übersetzte und wir unser Anliegen erklären konnten. Sie sagte ja. Und wieder boten uns unsere mehr oder weniger freiwilligen Gastgeber im Laufe des Abends eine Dusche und immer wieder Essen an – so wie es uns schon so oft auf der Reise und vor allem in Thailand passierte.

Vor Schlangen und Mücken flüchteten wir mit unserem selbstgekochten Curry in unser Zelt. Doch hier schwitzten wir – weniger der Schärfe halber, um genau zu sein – und so mussten wir uns doch noch in Mückenspray marinieren. Schon früh am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen – alles, bis auf das vom Tau feuchte Zelt. Von unserer lieben Gastgeberin bekamen wir leckere Kokospfannkuchen zu unserem Porridge und heißes Wasser angeboten. Nach einer Weile verabschiedeten wir uns auf die heißen Straßen Thailands. Es ging erneut sehr hügelig zwischen Palmöl- und Kautschukplantagen auf und ab – bis Evas Kette riss. Chris und Mari, die beide das Werkzeug zum reparieren dabei hatten, waren jedoch schon ein ganzes Stück weiter gefahren. Lisa verabschiedete sich also von Eva, um einen der Beiden einzufangen und zurück zu schicken. Chris merkte nach ein paar Kilometern die Abwesenheit der anderen und blieb stehen. Er fuhr zu Eva zurück, während Lisa zu Mari weiter fuhr, um ihr Bescheid zu geben. So kann eine Tour zu viert auch verlaufen, wenn man kaum eine Möglichkeit hat sich per Handy zu erreichen. 😉

Nachdem wir alle wieder beisammen waren gab‘s erst mal eine Mittagspause 🙂 -wir aßen Kow Pad Khai und schafften trotz der ganzen Verzögerungen an diesem Tag die 106 Kilometer nach Krabi. Warum wir uns so auf Krabi freuten? Es war ein Pausetag angesagt und zudem hatten wir eine Unterkunft mit Pool gebucht. Den nutzten wir, nachdem wir ausgiebig ausgeschlafen hatten. Nach einer kurzen Reiseplanung wussten wir dann auch, dass wir es nicht bis zum 13. Januar auf die Fähre von Singapur über Batam nach Jakarta schaffen würden und so entschieden wir, erst am 22. Januar die nächst mögliche Fähre zu nehmen. So blieb uns immerhin noch etwas Zeit Malaysia und Singapur anzuschauen.

Vier Räder auf vier Rädern – Unser Shuttle nach Satun

Und wiedermal standen wir vor dem uns immer wieder begleitenden Problem: Was nun? Wir konnten uns einfach nicht entscheiden, wie es weiter gehen sollte – bis Eva und Mari uns vorschlugen uns einfach mit in ein Auto zu stecken und den Weg nach Satun mitsamt den Rädern zu trampen. Von dort aus könnten wir eine Fähre nach Langkawi nehmen. Die Idee hörte sich verlockend an. Eva und Mari wollten an diesem Tag in die gleiche Richtung trampen, nur nicht ganz so weit. Zu viert brachen wir zur nächst besten Tankstelle auf dem Weg auf und sprachen die Pickups an, ob sie uns mitnehmen würden. Wir hatten wenig Erfolg. Und nach einer Weile entschieden wir uns noch ein Stückchen weiter zu fahren und es an der Straße noch einmal zu versuchen. Kurz bevor wir aufgeben und uns einen Bus suchen wollten, hielt ein Pickup an. Der Fahrer und sein Kollege sind am Morgen in Bangkok losgefahren und wollten heute noch bis Satun fahren. Perfekt! Schnell packten wir unsere Räder auf die Ladefläche und als wir fragten, ob Maris und Evas Räder mit aufs Auto passen würden, sagten sie zu. Kurzerhand wurden alle vier Räder verladen und wir vier RadfahrerInnen quetschten uns auf die Rückbank.

Eine recht kurzweilige Fahrt begann. Mit dem Auto ist man doch um einiges schneller unterwegs, als mit dem Fahrrad. In Trang verabschiedeten wir uns dann von Eva und Mari mit dem Wissen, dass wir sie schrecklich vermissen, aber wahrscheinlich schon bald auf Langkawi wiedersehen würden.

Ein spezieller letzter Tag in Thailand

In Satun angekommen fuhren wir zur Arbeitsstelle unseres Warmshowers Hosts – dem örtlichen Radiosender. Am nächsten Tag war Childrens Day – was in Thailand groß gefeiert wird. Banpot – unser Gastgeber – würde diese Nacht gemeinsam mit seiner Familie und ein paar Kollegen des Radiosenders auf der Arbeit verbringen. Sie haben uns ganz spontan mit aufgenommen und eingeladen am nächsten Morgen mit ihnen gemeinsam den Kindertag zu feiern. Es gab ein gemeinsames Abendessen und Chris wurde gefragt, ob er am nächsten Tag ein Lied mit den Kindern singen würde – sie haben seine Gitarre entdeckt… Chris spielte abends noch ein Ständchen für die Kollegen.

Mit Banpot und seinem jüngsten Sohn fuhren wir gemeinsam (mehr oder weniger mitten in der Nacht) noch zur Funkstation auf den Berg hoch, weil es eine Störung gab, die dieser beheben musste. Auf der Funkstation leben mindestens 20 Hunde, die recht neugierig und zum Glück weniger angriffslustig auf uns reagierten. Chris wurde von den Wachleuten zu einem Umdrunk eingeladen und als Banpot das Problem nach einer Weile geregelt hatte, wollten sie Chris fast nicht mehr gehen lassen. Schlussendlich fielen wir jedoch ziemlich erschlagen auf unsere Matratzen in der Radiostation.

Der darauf folgende Morgen begann bereits laut, als wir noch auf den Matten dämmerten. Als wir schließlich rausgingen wurden wir schnell von Banpot, seiner Frau und den anderen Organisatoren eingebunden, sollten ständig auf die Bühne kommen, uns vorstellen, den Kindern Geschenke überreichen und „Interviews“ mit den Kindern führen. Was eine Vorführung im doppelten bzw. dreifachen Sinne war: Die Kinder wurden vorgeführt, die Besucher ebenso und insgesamt war es sowieso eine reine Show. Natürlich, die Crew von der Radio- und Funkstation hatte sich alle Mühe gegeben. Aber eine Bühne aufzustellen, Kinder immer wieder nach vorne zu holen, wo sie vor den anderen Kindern etwas erzählen sollten und dann Geschenke bekamen, das wäre nicht unser Verständnis von einer Feier für Kinder gewesen. Und die Kids langweilten sich sichtlich auf den Stühlen vor der Bühne. Wir hätten da wohl mehr mit Spielen gearbeitet. 😉

Zwischen unseren unfreiwilligen Bühneneinlagen und den kleinen Snacks, die wir überall angeboten bekamen, packten wir unsere Räder und rollten langsam gen Ausgang. Wir verabschiedeten uns von Banpot, seinen Arbeitskollegen, den Kids und seiner Frau und machten uns auf den Weg zum Hafen von Satun.

Dort war uns der Spaß mit 900Baht (knapp 30 Euro) dann aber doch um einiges zu teuer, weshalb wir uns dafür entschieden, mit dem Rad über den angeblich schönsten Grenzübergang überhaupt nach Malaysia und zum Hafen Kuala Perlis zu radeln. Also rasten wir los. Wir hatten noch zwei Stunden für die 40km zur Grenze, bis diese schließen würde.

Mit um die 30km/h kamen wir trotz schweren Regens schnell voran – bis Chris wenige Kilometer vor der Grenze die Kette vom Rad sprang, er entnervt eine Vollbremsung hinlegte und damit auch Lisa unfreiwillig schnell stoppte. Zugegeben – tatsächlich sah Lisas erster Sturz auf der Reise etwas dramatischer aus. Lisa holte sich dabei eine kleine Schürfwunde und einen Schreck, von ihrem Rad riss es jedoch dummerweise den Vordergepäckträger, der dann notdürftig mit Kabelbindern wieder halbwegs fixiert wurde.

Trotz allem erreichten wir die Grenze mit genug Zeit, um vorher noch einen Eistee bzw. Eiskaffee zu schlürfen, den wir uns nach dem Gestrampel redlich verdient hatten. Dann kamen wir schließlich zum Übergang. Und siehe da: In diesem idyllischen kleinen Tal der „Passstraße“ hatten wir seit dem Verlassen der EU erstmals einen völlig unkomplizierten und schnellen Grenzübergang! Pass rein, Pass raus – rüber – Pass rein, Finger drauf, Pass raus – Fertig! Und der nette Grenzkontrolleur auf Malaysischer Seite gab uns sogar noch ein paar Flaschen Wasser raus!

Am nächsten Morgen würden wir dann verstehen warum, schließlich hatten wir den „Pass“ tatsächlich noch nicht überquert. Davor bogen wir jedoch in ein verweist wirkendes Nationalparkzentrum ein, wo wir auf Anfrage unser Zelt für lau aufstellen durften, Spaghetti kochten und uns in der Toilette mit der Wasserschlauch duschen konnten. Aber da das schon auf Malaysischer Seite geschah, dürfte das erst im nächsten Blogeintrag stehen. 🙂 Zumindest will Lisa das so. Also dann,

bis zum nächsten Blogeintrag!