Malaysia

Unser kurzer Trip durchs Land – 12.01.2020-19.01.2020

(Jetzt mit Fotos – Danke, Daniel, für den Hinweis!)

Welcome to Malaysia

Was sich in Thailand schon anbahnte, je näher wir zur malaysischen Grenze fuhren, wurde hier nun Wirklichkeit: Wir waren im ersten muslimisch geprägten Land unserer Reise gelandet. So trugen die Frauen hauptsächlich Kopftuch und wir fuhren an einer Moschee nach der anderen vorbei. Die Menschen lächelten immer noch sehr freundlich, aber – vielleicht war’s auch nur Einbildung – irgendwie kam es Lisa so vor, als würde sie auch etwas skeptisch beäugt (vielleicht die kurzen Hosen?).Wir waren jedenfalls sehr gespannt darauf Land und Leute besser kennen zu lernen.

Die erste Nacht in Malaysia, dort im Perlis Nationalparkzentrum, war – abgesehen von den unterschiedlichsten Tiergeräuschen, die wir beständig vernahmen – sehr angenehm. Erholt setzten wir uns auf unsere Räder und sausten los. Doch nur wenig später strampelten wir dann nur noch gegen die steilen und sehr steilen Serpentinen an, die der „Pass“ noch zu bieten hatte. Oben angekommen – und bereits völlig verschwitzt und am Hecheln – fanden wir dann den Platz, den wir bei iOverlander (Überland-Reise-App) gefunden hatten und wo wir eigentlich übernachten wollten. Die Aussicht war bombig, doch eine Dusche hätten wir hier nicht gehabt. Und die hätten wir bitter nötig, nach der letzten Kletterpartie!

Ab hier führten wieder steile, diesmal für uns vorteilhafter geneigte Serpentinen ins Tal hinab und während die Bremsen zu glühen begannen kühlte uns der Fahrtwind wieder auf angenehmere Betriebstemperaturen runter. Wir radelten nördlich um den See, der zwischen der Grenze und dem Hafenort Kangar bzw. Kuala Perlis liegt. In Kangar, der größeren Stadt auf dem Weg, machten wir kurz Rast, besorgten uns – nach viel Ausprobiererei bei unterschiedlichen ATMs – Bargeld in einer Bank und setzten uns kurz vor einen Supermarkt. Hier kam Lisa mit einem jungen Malay ins Gespräch, der ebenfalls plant, mit dem Rad zu reisen, und zwar durch Europa. Wir gaben ihm jede Menge Tipps und beantworteten seine Fragen und als Dank besorgte er schließlich zwei SIM-Karten für uns. „Das Geld könnt ihr mir ja wiedergeben, wenn ich durch Deutschland komme“, meinte er nur. Sehr süß 🙂

Schließlich kamen wir am frühen Nachmittag nach Kuala Perlis an den Hafen – jedoch nur um festzustellen, dass es nicht möglich sei, Fahrräder mit an Bord der Passagierfähren zu nehmen. Und die einzige Autofähre war bereits abgefahren. Die nächste würde am morgigen Mittag ablegen. Nach viel Verzweiflung und Hin und Her wegen der doch sehr teuren Unterkünfte, ließen wir uns doch breitschlagen für zirka 15 Euro ein Zimmer zu nehmen. Im Hotelzimmer dann die nächste Überraschung: andere Steckdosen! Und dabei waren doch alle Akkus bereits wieder leer! Also gingen wir los um einen Adapter zu kaufen. In einem Handyshop, dessen Verkäuferin sich schnell vermummte, als sie Chris sah, wurde uns ebenfalls recht teuer, ein USB-Ladegerät mit drei Ports verkauft. Sollte reichen. Funktionierte leider nicht ganz so gut mit drei Geräten dran. Nun gut. Wir gingen Essen, schliefen – ein neuer Tag begann.

Am Hafen, wo Chris bereits früh morgens ein Ticket besorgte, trafen wir nach dem Frühstück unsere lieben Niederländerinnen, Eva und Mari, wieder. Gemeinsam machten wir uns auf die Fährfahrt zur Paradiesinsel Langkawi, einer Insel, von der wir ohne die beiden gar nichts gewusst hätten, die uns aber dann doch sehr gelegen kam. Nach einer langen Bootsfahrt, während der im klimatisierten Passagierraum ein Horrorstreifen lief, weshalb wir die Fernseher alle ausschalteten, kamen wir auf der Insel an. Zwar an einem ganz anderen Hafen als erwartet, aber gut – das bekamen wir auch noch hin. Wiedervereint radelten wir erstmal zum nächsten Restaurant, bevor uns unser Weg zum Norden der Insel quer durch deren Inneres führte.

Im Inselinneren

Auf der Fahrt zwischen Moscheen, Reisfeldern, Wassergräben mit Varanen und anderen Restaurants musste Chris dann noch feststellen, dass – was immer er da im Restaurant verputzt hatte – ihm nicht allzu gut bekam. Doch mit einer Cola als Ersatz im Magen kamen wir dann doch noch an. Am Tanjung Puteri Motel schlugen wir unsere Zelte am Strand auf.
Bereits am nächsten Tag verabschiedeten wir uns schon wieder von Eva und Mari, da Mari für ihre Liebe zum Geburtstag ein Ressort gebucht hatte. Wir hingegen blieben noch zwei Tage hier, genossen den Strand, das blaue Wasser, die Sonne, die Palmen, die Eiskaffees und Sonnenuntergänge.

Am zweiten Tag hier machten wir dann auch einige Bekanntschaften. Eine eher unschöne mit einer Zecke an Lisas Seite (wer hätte gedacht, dass es die hier gibt?!) und eine schönere mit einer Truppe malaysischen Senioren, die hier im Tanjung Puteri mehrere Nächte bleiben würden, die Insel erkundeten und Bootstrips unternahmen – als Klassentreffen. Als wir uns in der Küche der Unterkunft trafen, die wir ebenfalls nutzen durften, fragten sie uns aus, lernten uns und unsere Reise kennen und luden uns kurzerhand zum Essen ein, dass sie für den Abend bestellt hatten. Und so saßen wir am Abend zwischen Frauen und Männern in ihren 60ern, die uns die verschiedenen Speisen vorstellten und prächtig Englisch sprachen. Ein Relikt aus alten Zeiten, sozusagen, denn wir erfuhren, dass Englisch früher aufgrund der Kolonialgeschichte und der westlichen Orientierung weit verbreitet war, seit einigen Jahrzehnten jedoch das Land eine Umorientierung hin zur muslimischen Welt vollzog und die Jungen heute kaum noch Englisch und stattdessen Arabisch in den muslimischen Schulen lernten. Sehr zum Bedauern für westliche Touristen, aber auch die Senioren, von denen die meisten im Ausland gelebt und studiert hatten, waren davon nicht begeistert.

Also genossen wir das Privileg uns mit diesen gebildeten Malaysiern über ihr Land zu unterhalten und schließlich hatten wir nicht nur ein gutes Essen und Spaß, sondern auch noch Nummern die wir anrufen könnten und eine Ferienwohnung an der Ostküste, die wir gerne bewohnen dürften.

Klassentreffen gecrasht! 🙂 Unterhalten und durchgefüttert – so könnte es immer sein!

Vorerst würden wir jedoch nicht an die Ostküste fahren, sondern über Kuah, wo wir noch einen letzten schönen Abend mit Eva und Mari und einem Haufen indischer Roti (Teigfladen) verbrachten. Von hier aus würden wir nach Penang und weiter nach Süden fahren, um uns in Indonesien mit unserem Freund Fabian zu treffen, seiner (inzwischen) Verlobten und seiner Schwester, die hier heiraten würde.

Abschied Nummer 2: Eine letzte Runde Dog mit unseren niederländischen Freundinnen

Da wir Zeitdruck verspürten, entschieden wir uns für das Schnellboot nach George Town. Wir sahen gerade mal etwas von den chinesischen Stelzensiedlungen südlich der Piers, bevor die Stadt von der Nacht verschluckt wurde. Für uns hingegen war der Tag noch nicht zu Ende. Noch 40km durch die Stadt und um die halbe Insel fuhren wir, um zum Titi Teras Village House zu kommen, wo uns der Besitzer bzw. Verwalter über Warmshowers einlud. Schließlich durften wir hier zwei Nächte umsonst ein ganzes kleines Guesthouse bewohnen, das uns unser vertrauensvoller Host Adrian, den wir bis heute nicht zu Gesicht bekamen, zur Verfügung stellte. Das Guesthouse hatten wir für uns alleine und wir fühlten uns wie zuhause. Außerdem konnten wir unsere Räder hier lassen, während wir für unseren Indonesien-Trip mit Bus, Fähre und Zug unterwegs sein würden.

Street-Art in Balik Pulau

Nach einem Tag ausschlafen, umpacken und einen billigen Rucksack in George Town kaufen, brachen wir schließlich mit gepackten Rucksäcken auf. Es war seltsam, die Fahrräder zurück zu lassen. Es fühlte sich an, wie einen guten Freund oder Familie zu verlassen. Für Chris außerdem, wie ein Bein zu verlieren – schließlich wussten wir plötzlich nicht, wie wir von A nach B kamen. Also liefen wir die 3 Kilometer zum Busbahnhof, nahmen einen endlos langsamen Bummelbus und kamen somit vermutlich später an der Fähre zum Festland an, als wir es mit den Fahrrädern getan hätten. Am Bahnhof erfuhren wir, dass die Züge weitgehend ausgebucht seien, weshalb wir schließlich einen Bus buchten, der uns über Nacht nach Singapur fahren würde. Und so verbrachten wir einen halben Tag in einem Bahnhofsrestaurant, was uns half über die erste Aufregung ohne Rad unterwegs zu sein, hinweg zu kommen.

Butterworth Bahnhof und Busterminal – Blick von der Fähre von George Town aufs Festland

Die Busfahrt bis zur Grenze nach Singapur war relativ ruhig und sogar halbwegs komfortabel. Und so kam es dass wir Malaysia hier am Grenzübergang vor der Straße von Johor (der Seeweg zwischen Festland und Insel) bereits nach etwas mehr als einer Woche wieder verließen (weshalb dieser Blogeintrag auch vergleichsweise kurz geworden ist 😉 ).

Eine Antwort auf „Malaysia“

  1. Schön mal mehr von euch zu lesen 😉
    Hoffentlich kommt ihr auch ohne Fahrrad klar.

    Bei mir werden übrigens nur zwei Fotos in dem letzten Eintrag angezeigt..

    Macht gut ihr zwei! Bis bald

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