Von Verunsicherungen, Reflektionen, Überzeugungen und Radikalität.
Ach ja… ich weiß ja nicht wie es euch in eurer Filterblase so geht, aber ich schätze mal, ähnlich wie uns, immerhin lest ihr unseren Blog. 😉
Tagtäglich begegnen sie mir auf’s Neue: All die guten Gründe… Kein Fleisch zu essen, kein Auto zu fahren, nicht zu fliegen. Und es fordert heraus. Es fordert heraus nicht abzustumpfen, reflektiert zu bleiben – durchaus auch über den Umstand, sich in einer Filterblase an Nachrichten und Informationen zu befinden, die weite Teile der Bevölkerung nicht teilen. Darüber, dass es Menschen gibt die sich von „Ökos“ wie mir und Idealen wie Nachhaltigkeit genervt und bevormundet fühlen.
Mich erreichen solche Informationen ständig und unterfüttern meine Vorstellung von der Welt, meine Ideale. Aber sie fordern mich auch heraus, authentisch zu bleiben, integer zu sein – diesen Idealen selbst zu folgen. Beispielsweise beim Autofahren: Tatsächlich besitzen Lisa und ich einen Kleinwagen – ein 14 Jahre alter Fiat Punto mit Dieselverbrennermotor. Gern sage ich mich los und will ihn auch loswerden (im April ist es dann ja endlich auch soweit), aber etwas schade empfinde ich es auf der anderen Seite schon auch – ist ja schon praktisch, das treue Ding. Lisa ihrerseits meint, das Auto für die Fahrt zur Arbeit zu brauchen. Sie könnte durchaus Zug fahren, die Verbindung gäbe es stündlich. Aber Sie will im Zweifelsfall nicht eine Stunde auf den nächsten Zug warten, wenn einer ihrer Jugendlichen sie im Hinausgehen noch abpasst. Ich kann das schon nachempfinden. Doch mit gutem Beispiel vorangehen finde ich dennoch sehr wichtig, weshalb ich es schade finde, dass wir das an dieser Stelle verpasst haben – das Auto gegen die Öffentlichen zu tauschen.
Andererseits, denke ich an meine Familie, die in einer ländlichen Gegend völlig ohne ÖPNV lebt, dann wird mir auch bewusst, dass man soetwas nicht pauschal verlangen kann. Natürlich sehe ich die Verstrickungen und Verbindungen, dass erst die Automobilität den Discounter auf der grünen Wiese ermöglicht hat. Ermöglicht wurde, dass man die großen Supermärkte ansteuert, anstatt die örtlichen Bäcker, Metzger, Dorfläden und Haushaltswarenläden zu finanzieren – was man als Kunde schließlich tut. Oder getan hat. Lange her… Heute (seit spätestens 2016) ist in meinem Heimatdorf keiner der vormals sechs unterschiedlichen Läden (Stand bis ca 2000) vorhanden. Bis auf einen neu eröffneten Blumenladen geht da nichts mehr. Das Auto hat es ermöglicht – heute sind wir von ihm abhängig. Zumindest auf dem Land.
Doch diese Problemsituationen (für welche ich sie erachte) dürfen auch nicht das Ende sein, sozusagen die ultimate Kältetod jeglicher Entwicklung. Und das ist es auch nicht. Ich verfolge auch seit einigen Jahren, wie aus Bürger-Initiativen mehr und mehr Dorfläden eröffnet werden, SoLaWis entstehen, Menschen die Zukunft ihrer Gemeinschaften wieder in die Hand nehmen. Mit diesem neuen Pioniergeist kann es weiter gehen. Mit leidenschaftlichen Gegenkräften zu den vorherschenden Denk- und Marktstrukturen, Handlungslogiken und Bequemlichkeiten. Das sind meine Helden. Sie leben die Zukunft. So auch die16-jähriges Greta aus Schweden, die die Elite mit ihren Privatjets in Davos vorführt indem sie mit dem Zug in die Schweiz reist.
Was ich sagen will: Wir können anders! Es gibt Lösungen. Und die sind mit Herausforderungen verbunden. Damit die Arschbacken zusammenzukneifen und sich auch mal als Gemeinschaft bzw. Gesellschaft am Riemen zu reißen. Und das nicht aus Jucks und Tollerei, sondern weil es verdammt noch mal angebracht wäre. Weil es nicht mehr anders geht – nein, weil es nicht mehr SO geht.
Wir haben eine Verwantwortung und wir können nicht über unsere Befindlichkeiten streiten und auf die Zukunft der Menschen, unserer Mitmenschen und unserer gemeinsamen Nachfahren scheißen! Nein, es ist Zeit, dass wir uns alle radikalisieren: Für das ethisch Richtige, für unsere Nächsten, für das Leben! Und dafür unsere Bequemlichkeit endlich überwinden, unsere Ausreden entlarven und konsequent anpacken.