Die Reise beginnt – Unsere erste Woche auf Tour (Haßfurt-Potsdam)

von Lisa

Ihr schönen Menschen,
es ist längst überfällig, dass wir mal etwas von uns hören lassen. Es geht uns gut und wir leben noch. 🙂 Nicht so die beiden Ständer unserer Räder, Chris Sonnenbrille und seine Flipflops… Das sind die Verluste der ersten Tage.


Im Moment scheint die Sonne auf uns herunter, der Wind bläst mir mal leicht, mal unglaublich stark ins Gesicht. Chris sitzt neben mir und kocht Nudeln, also falls das Wasser mal heiß wird. Außerdem regt er sich zurecht über unseren Salzbehälter (Ü-Ei) auf, der erneut das Salz fröhlich teilen wollte und in der ganzen Dose verstreute. Die anderen Gewürzbehälter sind zum Glück nicht ganz so spendabel. Wir sind mittlerweile in Brandenburg angekommen. Morgen möchten wir gerne die letzten ca. 50 km nach Potsdam fahren und dort Katja besuchen – falls sie da ist. 🙂 Wenn ihr den Blogeintrag lesen könnt, wird sie wahrscheinlich da sein, denn hier habe ich kein Internet, um den Eintrag zu veröffentlichen. 🙂


Nun gut. Ihr wisst, dass wir mittlerweile die Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg passiert haben, aber wie ging die Reise denn eigentlich los? Fangen wir von vorne an: Die ganze Reise war ja lange vorangekündigt – eigentlich. Denn als wir losfuhren kam es uns sehr überstürzt vor, obwohl wir durch unseren extra langen Aufenthalt viel Zeit mit unseren Freunden und der Familie verbringen konnten. Wir haben gemerkt, dass es dafür wahrscheinlich nicht genug Zeit geben kann. Etwas verspätet starteten wir genau vor einer Woche am Mittwoch den 24.04.2019. Da fällt mir ein – fröhlichen ersten Mai wünsche ich euch! Von Westheim, wo uns Jannik abholte, ging es dann mit dem Rad nach Haßfurt. Dort wartete Miri mit dem Fahrrad am Bahnhof auf uns. Außerdem kauften wir in Haßfurt einen noch jungfräulichen Tacho. Jannik und Miri begleiteten uns die erste Etappe nach Kraisdorf zu meiner (Lisas) Mama. Es war eine recht kurze und auch kurzweilige Fahrt mit den beiden und wir durften auf diesen ersten Kilometern uns und unsere Räder bereits den ersten Test unterziehen. Die Fahrräder und wir schafften den Berg hinter Königsberg – nur wie gesagt Chris Fahrradständer hielt das ganze Gewicht nicht aus und brach einfach ab. (Dabei muss der das Gewicht doch nur im Stehen tragen… Jammerlappen) Das Problem wurde aber schnell behoben – danke dir Jannik! Bei Mama angekommen freuten wir uns über gutes Wetter und gutes Essen – es wurde gegrillt! Ein letztes Familienbeisammensein, denn Jonas und Chris Eltern kamen zum Grillen dazu. Wir ließen den Abend schön ausklingen und freuten uns über ein weiches, warmes Bett und Mamas Holzofen.

Die einen so, die andren so 🙂


Am nächsten Tag wurde ausgiebig gefrühstückt. Wir sind etwas später losgekommen als eigentlich geplant. Aber der Abschied von Mama fiel mir doch sehr schwer. Es war schön, dass Jannik und Miri uns noch bis Coburg begleiteten, bevor sie dann in den Zug zurück nach Würzburg stiegen, bzw. abgeholt wurden. In Coburg, durch Flammkuchen und Limonade gestärkt, brachen wir dann zu zweit nach Sonneberg auf. Jörg vom Landesvermessungsamt nahm uns mit seinem Rennrad ein Stück auf seinem Nachhauseweg mit und führte uns. Ein paar Kilometer hinter Sonneberg schlugen wir uns dann am Abend in die Büsche. Wir sind uns nicht sicher, was uns nachts Gesellschaft leistete – Schwein oder Dachs – doch unser erstes Wildcamperlebnis war in soweit erfolgreich, als dass wir am nächsten Morgen über den ganzen Thüringer Wald rollen konnten.


Der Freitag startete zwischen Bahndamm und Weide etwas klamm und selbst ohne das Trocknen abzuwarten, brauchten wir ein wenig bis wir alles verstaut hatten. Um neun Uhr begann schließlich unsere bislang längste Tagesetappe – von Sonneberg nach Jena. Auf über 112 km bezwangen wir den Thüringer Wald, den es wie eine Mauer zu erklimmen galt, genossen die viel zu kurzen und steilen Abfahrten sowie die Aussichten auf malerische Burgen, die idyllische Schwarza und das schöne Saaletal. An sich ein gelungener Tag. Mein persönliches Fazit: der Thüringer Wald ist bestimmt schön zum Wandern, zum Fahrradfahren eignet er sich meiner Meinung nach nicht wirklich. Nach den ersten 10 km bergauf war ich platt und dachte ich muss umdrehen. Aber sei es drum. Wir, und damit meine ich vor allem mich, haben es überlebt. Am Abend wurden wir herzlich von Sophia und ihrer WG in Empfang genommen, konnten die nassen Kleider trocknen (die letzten 20 km hat es geregnet) und haben ein seeehr leckeres Abendessen bekommen. Besonders toll fanden wir die Dusche. Bei Sophia war es dann so schön, dass wir entschlossen gleich zwei Tage Pause zu machen, Jena zu erkunden, die kaputten oder verloren gegangenen Gegenstände zu besorgen, lecker zu Essen, mit Freunden in urige Bars zu gehen und witzige Spiele zu spielen und am Sonntagabend einen sehr schönen Gottesdienst mit wunderbarem Lobpreis zu besuchen. Es war herrlich! Liebe Sophia: vielen Dank für deine Gastfreundschaft und deine Liebe. Wir haben dich sehr lieb!

Super dekadentes Frühstück in Jena


Nach diesem Kurzurlaub ging es dann von Jena nach Halle an der Saale. Geplant war, dass wir nach 90 km das Ziel erreichen sollten. Da es den ganzen Tag ununterbrochen regnete und wir langsamer vorankamen als eigentlich gedacht, bis nach 90 km immer noch 20-30 km nach Halle fehlten (warum auch immer), haben wir uns entschlossen den Rest des Weges mit der Bahn zu fahren. Unsere Rettung war an diesem Tag eine nette, junge Schäferin in Naumburg. Die hat nämlich ein eigenes vegetarisch-veganes Suppenbistro, die Pimpinelle und hat uns trotz Ladenschluss noch mit einer warmen Mahlzeit plus Heißgetränk versorgt – einfach himmlisch. In Halle angekommen sind wir in einer netten WG bei Sam untergekommen. Vielen Dank auch euch für das gemütliche Bett, die netten Gespräche und die warme Dusche am Abend. (Danke für die Vermittlung, Franzi!)

Pauluskirche, Halle (Saale)


Am nächsten Tag starteten wir in Halle bei guten Wetter, etwas kühl und windig, aber sonnig und trocken. So macht Fahrradfahren viel mehr Spaß. Der Plan war bis Wittenberg zu fahren. Uns wurde aber recht schnell klar, dass wir bei unserem Tempo nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würden. Also änderten wir die Route und fuhren einen Umweg über Bad Düben und übernachteten in der Dübener Heide im Wald an einer klaren, sehr schönen Quelle. Praktisch war, dass wir dort Wasser zum Kochen und zum Waschen hatten. Kochen wurde bei der Eisenquelle nur etwas eigen, da das ganze dann richtig rostbraun ausfiel – was nicht ganz so appetitlich aussah. 😉 Während mir eine Katzenwäsche genügte, da das Wasser eisig kalt war, machte Chris eine Badesession draus. Dann hab ich mich doch dazu hinreisen lassen, meine Haare zu waschen – brrrrr, Hirnfrost.


An diesem Morgen, nach der ingesamt zweiten Nacht im Freien und mit Tiergetrappel und deren bizarren Rufen, fuhren wir nach Waschen, Abbauen, Frühstücken (all das dauert noch recht lang) los und fuhren Richtung Wittenberg. Wir besuchten diese schöne historische Stadt mit ihren Kirchen und Plätzen, schönen Bauten und Parks, um festzustellen, dass wir auch hier noch einmal herkommen müssen, wenn wir von unserer jetzigen Reise zurück sind. Ein Gedanke, bei dem wir uns schon öfter ertappten – muss man noch langsamer Reisen?

In der Lutherstadt


Nach Wittenberg fuhren weiter in Richtung Potsdam. Wir schafften es über die brandenburgische Grenze, aber nicht mehr die letzten 50 km zu unserem Ziel. So schlugen wir unser Nachtlager zum zweiten mal in Folge und nun am Rand eines Feldes auf, um nach einer Portion Nudeln mit Tomaten, Pesto und Erdnusstofu in unsere Schlafsäcke zu kriechen und uns vor dem kälter werdenden Wind zu schützen. Da liegen wir nun und beenden dieses erste Update unserer Reise. Jetzt aber: Licht aus und einmummeln! Morgen geht’s dann nur noch die letzten Kilometer nach Potsdam zu unserer lieben Freundin Katja, aber auch dafür will man fit sein. 😉

Update von Chris:

Wir haben es geschafft! Wir sind in Potsdam, und der Blogeintrag ist eingefügt – Juhu! Die vergangene Nacht war wirklich sehr windig. Mit Schnupfnase und verkrusteten Augen, aber von den Schlafsäcken gut gewärmt kostete es doch Überwindung, in den bitterkalten Morgenwind aufzustehen, der von Westen her ziemlich aufgefrischt hatte.

Das Tolle am Wind allerdings war, das er a) alles schön trocken hielt, wie ich es mir davon versprach und b) er uns nun auch noch bergab gen Nordosten schob, weshalb die letzten 50km nun ein wahrer Katzensprung waren. In etwas über 2 Stunden Fahrzeit waren wir in Potsdam. Also – wären wir gewesen, aber wir haben uns in Beelitz dann doch erstmal eine heiße Schokolade, Käffchen und Kuchen gegönnt. Das war mal drin, schließlich haben wir den ganzen 1.Mai (gestern) kein Geld ausgegeben / ausgeben können.

In Potsdam angekommen durften wir auch gleich noch weiterschlemmen, sind wir doch unerwartet in den Kindergeburtstag geschliddert.

Jetzt, nach einem ausgiebigen Abendessen mit Überraschungsgast Julia und den endlich schlafenden Kindern, schaffe ich es, diesen Blogeintrag fertig zu stellen und hochzuladen. Damit beende ich dieses erste Update! Für die kommenden Tage sind Familienbesuche, die Strecke nach Eberswalde und das Abholen unserer Reisepässe vom Visacenter geplant, die dann hoffentlich endlich fertig sind. 🙂 Wir melden uns in ein paar Tagen wieder. Wer direkter informiert werden will, der kann uns auch auf Instagram folgen. Das geht immer ein bisschen unkomplizierter und zwischendurch. 😉

Liebe Grüße und bis bald,

Chris & Lisa